Als In Deutschland erlebt der Bio-Markt aktuell einen historischen Boom: Laut einer Studie der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Heilbronn wird der Umsatz mit Bio-Lebensmitteln 2025 voraussichtlich um rund zehn Prozent auf etwa 18,7 Milliarden Euro steigen, womit ein neuer Rekordwert erreicht wird.
Interessanterweise ist die treibende Kraft hinter diesem Anstieg weniger ein wachsendes Nachhaltigkeitsbewusstsein als vielmehr die abnehmende Inflation: Weil die Preise insgesamt weniger stark steigen, greifen Verbraucher wieder vermehrt zu höherwertigen Lebensmitteln – darunter Bio-Produkten. Studienautor Stephan Rüschen betont, dass ein gestiegenes Umweltbewusstsein nicht eindeutig messbar sei.
Ein Blick auf die Vertriebswege zeigt, dass der Großteil der Bio-Produkte über den klassischen Lebensmitteleinzelhandel abgesetzt wird. Discounter liegen dabei knapp vor Supermärkten, und auch Drogerien verzeichnen seit 2021 besonders starke Zuwächse bei Bio-Umsätzen. Nur rund jeder zehnte Euro wird derzeit über reine Bioläden ausgegeben.
Ein weiteres Schlaglicht wirft die Zusammensetzung des Bio-Marktes: Knapp 47 Prozent Marktanteil entfällt laut der Studie auf Eigenmarken – also Bio-Produkte, die von Handelsketten selbst angeboten werden. Diese Eigenmarken gewinnen damit zunehmend an Bedeutung. Besonders stark wuchsen im Jahr 2025 laut Studie Mehl, Öl und Milchprodukte aus ökologischem Anbau.
Trotz des wachsenden Konsums kann die heimische ökologische Landwirtschaft mit der steigenden Nachfrage nicht vollständig Schritt halten: Laut Studie ist nur etwa 11 Prozent der deutschen Agrarfläche ökologisch bewirtschaftet. Damit bleibt das ambitionierte Regierungsziel von 30 Prozent Öko-Anbaufläche bis 2030 gefährdet.
Aus Sicht der Bio-Branche ist das trotzdem ein beachtlicher Erfolg: Der Bio-Sektor wächst nach Einschätzung der Forscher deutlich schneller als der Gesamtlebensmittelmarkt. Die Vorsitzende des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), Tina Andres, führt die steigenden Umsätze auf das Vertrauen der Verbraucher in die Sicherheit und Umweltfreundlichkeit von Bio-Produkten zurück.
Gleichzeitig mahnen Expert:innen, die Strukturprobleme nicht zu unterschätzen: Auch wenn die Nachfrage boomt, droht langfristig ein Versorgungsgap, wenn die ökologische Anbaufläche nicht schnell genug ausgeweitet wird.
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IG FÜR Redaktion
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