Tierwohl
Statement von Dr. Renate Pusch-Beier
"Deutschland ist der Schweineproduzent Nr. 1 in Europa. 98 Prozent unseres Fleisches kommen aus Massentierhaltung, die auf Medikamente angewiesen ist. Es werden Unmengen an Antibiotika eingesetzt mit fatalen Folgen. Denn der Mensch nimmt sie nicht nur über das Fleisch auf. Indem die Landwirte die Felder mit den Ausscheidungen der Tiere düngen, gelangen die Antibiotika auch in Wasser, Boden und Pflanzen und damit erneut in die Nahrungskette. Der massive Einsatz von Medikamenten fördert die Bildung multiresistenter Keime: immer häufiger erkennbar an der Wirkungslosigkeit vieler Antibiotika in der Humanmedizin. Umso wichtiger ist es, jetzt etwas in der Nutztierhaltung zu ändern: Wir brauchen eine EU-einheitliche Überwachung von Antibiotika- und Hormon-Abgaben in der Tiermedizin, eine Senkung der Einsätze, eine zentrale Datenbank, Maßnahmen bei Verstoß gegen Auflagen und vor allem eine bessere Tierhaltung."
An Nutztiere werden noch immer viel zu viele Antibiotika verabreicht - und damit die Resistenzbildung auch beim Menschen verstärkt. Martin Häusling (MDEP), kommentiert zwei kürzlich vorgelegte Veröffentlichung zum Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung:
98 Prozent unseres Fleisches stammen aus Massentierhaltung. Was bedeutet das für die Tiere, für die Qualität des Fleisches und für die Gesundheit des Verbrauchers?
Seit vielen Jahren behandelt Bio-Bäuerin Martina Steiner ihre 16 Milchkühe mit homöopathischen Mitteln und nicht gleich mit Antibiotika.
EU-Bürgerinnen und Bürger fordern mit der Europäischen Bürgerinitiative "End the Cage Age" die Abschaffung der Käfighaltung in der europäischen Landwirtschaft. Am 22.3.2021 wenden sich führende Unternehmen aus dem Agrar- und Lebensmittelsektor mit einem gemeinsamen Brief an die EU-Kommission und -Abgeordneten, um dieses Anliegen zu unterstützen.
Eine Studie im Auftrag von Germanwatch und „Ärzte gegen Massentierhaltung“ prüfte 165 Proben der drei größten Konzerne der EU, gekauft u.a. bei Lidl und Aldi in Deutschland, Frankreich, Polen, den Niederlanden und Spanien. Mehr als jede zweite Hähnchenfleischprobe (im Durchschnitt 51 Prozent) aus den drei größten Geflügelkonzernen Europas ist mit Resistenzen gegen ein oder sogar gegen mehrere Antibiotika gleichzeitig belastet.
Ein am 20. Januar vorgelegter Bericht des nordrhein-westfälischen Landwirtschaftsministeriums zum Thema „Schwerpunktkontrollen in Schweinemastbetrieben“ verweist auf gravierende Missstände in der Schweinehaltung in NRW.
Wer über gesunde Lebensmittel nachdenkt, der wird nicht umherkommen, ihre Herkunft zu hinterfragen. Insbesondere beim Thema Fleisch ist sie von besonderer Bedeutung, so legen immer mehr Leute Wert auf eine gute Qualität und interessieren sich dafür, wie die Tiere gehalten wurden.
Ungefähr 45 Millionen männliche Küken werden jedes Jahr in Deutschland geschreddert. Eine Zahl, die so hoch ist, dass man sie kaum greifen kann und zugleich offenbart, welchen Wert tierisches Leben in einer profitorientierten Industrie hat.