Energie ist aktuell ein sehr knappes Gut und sie wird es wohl auch bleiben. So knapp, dass Wirtschaftsminister Robert Habeck sich entgegen seiner politischen Agenda dazu gezwungen sieht, alte fossile Energiequellen wie die klimaschädliche Stein- und Braunkohle sowie Erdöl teilweise zu reaktivieren. Andererseits ruft Habeck zum Sparen auf. Doch wo, außer beim Heizen und Duschen, lässt sich im Alltag eigentlich Energie sparen?
Beim Lebensmitteleinkauf, lautet zumindest ein Teil der Antwort. Denn ob man heimisches Bio oder Nicht-Bio kauft, macht auch mit Blick auf den Energieverbrauch einen Unterschied: So wird in der konventionellen Agrarwirtschaft ein sehr großer Anteil des gesamten Energiebedarfs für die Herstellung von mineralischem Stickstoffdünger benötigt – und dieser lässt sich global messen: Die Ammoniaksynthese als Ausgangsprozess zur Düngemittelherstellung verschlingt 1 bis 3 Prozent des weltweiten Energiebedarfs – und 80 Prozent davon gehen in die Herstellung der Düngemittel.
Entsprechend klimaschädlich sind Verfahren, wie die „Haber Bosch Synthese“: Für jede Tonne produziertes Ammoniak – die chemische Verbindung aus Stickstoff und Wasserstoff – werden 2 Tonnen klimaschädliches Kohlenstoffdioxid CO2 freigesetzt. Zudem wird bei der Ausbringung von mineralischen Stickstoffdüngern das besonders schädliche Lachgas freigesetzt, was den Treibhauseffekt nochmals besonders anheizt.
Hülsenfrüchte statt Kohle, Öl und Gas
Der Ökolandbau verursacht weniger Emissionen und er spart Energie ein, da er gänzlich auf den Einsatz von mineralischem Stickstoffdünger verzichtet. Stattdessen werden auf ökologischen Betrieben Leguminosen angebaut. Diese Hülsenfrüchtler, zu denen Ackerbohnen, Erbsen, Lupinen, Soja oder Klee gehören, binden Stickstoff klimafreundlich aus der Luft und versorgen die Böden mit wichtigen Nährstoffen. Dabei produzieren die Pflanzen Nahrungs- sowie Futtermittel und sie erhöhen den Humusgehalt im Boden, der dadurch mehr klimaschädliches CO2 aufnimmt und aktiv positiv fürs Klima wirkt.
„Wenn es um den Energiebedarf von landwirtschaftlichen Betrieben geht, werden häufig nur die Bedarfe, die vor Ort auf dem Betrieb bestehen, einberechnet“, erklärt Bioland-Präsident Jan Plagge. „Das ist trügerisch und bildet nur einen Teil der Wahrheit ab. Zu ihr gehört, dass die ökologische Landwirtschaft unter Einbezug der vorgelagerten Betriebsmittel und Versorgungsketten erhebliche Vorteile bei der Energie- und Klimabilanz aufweist. Dem gegenüber steht der Import von hohen Mengen an Dünge- und Futtermitteln, zum Teil aus Übersee. Das ist schlecht für das Klima und erhöht die Abhängigkeiten.“
Dies seien starke Argumente für die gesamte Bio-Branche, besonders in der aktuellen Situation: „Wer sich als Verbraucherin oder Verbraucher im Laden für heimische Bio-Lebensmittel entscheidet, trägt zum Energiesparen bei. Das hilft kurzfristig bei der angespannten Versorgungslage und es hilft auch mittel- und langfristig, denn Energie wird immer ein gefragtes Gut sein“, betont Plagge.
Und es gibt weitere Bereiche, in denen der ökologische Landbau weniger Energie benötigt: Bio- und insbesondere Bioland-Betriebe wirtschaften in regionalen Kreisläufen mit kürzeren Wertschöpfungsketten. Bei vielen Produktionsmitteln gibt es über die Bioland-Richtlinien geregelte Vorgaben zur Herkunft. Auch die Vermarktung der Bioland-Produkte läuft überwiegend in Deutschland. Da ein Großteil des Futters sowie des Düngers von den eigenen Flächen und Tieren produziert wird, entfallen auch hier weite Transportwege.
Auf diese Weise sparen Bio-Betriebe tausende Kilometer Wegstrecke ein – und die Energie, die zur Bewältigung der Strecke notwendig ist. „Das ist nicht nur gut fürs Klima, sondern reduziert zudem die Abhängigkeiten von globalen Märkten und Konzernen. Wie wichtig das ist, sehen wir momentan besonders deutlich“, unterstricht Bioland-Präsident Plagge.
Quelle: Bioland e.V., 26.07.2022
Foto: pixabay.com
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