ClieNFarms (Climate Neutral Farms) verfolgt das Ziel, Klimaschutzmaßnahmen entlang von 20 landwirtschaftlichen Wertschöpfungsketten in 16 europäischen Ländern zu dokumentieren und zu optimieren. Im Mittelpunkt stehen Fallstudien auf Demonstrationsbetrieben, auf denen innovative Ansätze zur Reduzierung von Treibhausgasen und Kohlenstoffbindung getestet werden. Besondere Schwerpunkte liegen auf Bereichen wie Tierhaltung, Güllemanagement, Kohlenstoffspeicherung und der Nutzung erneuerbarer Energien.
In Deutschland arbeiten die Justus-Liebig-Universität Gießen, die Upländer Bauernmolkerei und der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH) gemeinsam an der ökologischen Milchviehhaltung. Die Klimabilanzen wurden mithilfe des CoolFarmTools ermittelt, um internationale Vergleiche zu ermöglichen.
Das Forscherteam wies darauf hin, dass die herkömmlichen Berechnungswerkzeuge für Klimabilanzen nicht die Komplexität des biologischen Landbaus abbilden können. Im Bioanbau, der auf den Verzicht von synthetischen Düngemitteln setzt, entstehen weniger Emissionen. Zudem trägt der hohe Anteil an Luzerne und Gras vom Dauergrünland sowie der Weidegang im Sommer zur besseren Kohlenstoffbindung im Boden bei. „Die Bio-Milchbetriebe nutzen bereits erhebliches Potenzial im natürlichen Klimaschutz“, erklärte Prof. Dr. Andreas Gattinger. Ein weiterer Fokus liegt auf der Förderung der Artenvielfalt und dem Tierwohl.
Im Rahmen des Projekts wurden die Upländer Betriebe in zwei Gruppen unterteilt: Low-Input-Betriebe (ohne Maissilage und Kraftfutter) und High-Input-Betriebe (mit Maissilage und Kraftfutter). Die High-Input-Betriebe erzielen eine durchschnittliche Milchproduktion von 9.000 Litern pro Kuh und Jahr, während die Low-Input-Betriebe auf 6.100 Liter kommen. Pro Kilogramm Milch lagen die Emissionen im Durchschnitt bei 1,06 kg CO2-Äquivalent. Während High-Input-Betriebe mit 0,93 kg CO2-Äquivalent pro Kilogramm Milch besser abschnitten, wiesen Low-Input-Betriebe mit 1,23 kg einen höheren Wert auf. Dennoch liegen die Werte im Vergleich zu konventionellen Betrieben im Mittelfeld.
Ein Blick auf die Emissionen pro Hektar zeigt ein noch positiveres Bild: Low-Input-Betriebe, die auf Grünland-basierte Systeme setzen, erzeugen mit durchschnittlich 6.000 kg CO2-Äquivalent pro Hektar deutlich weniger Emissionen als High-Input-Betriebe (7.800 kg CO2-Äquivalent pro Hektar).
Die Klimabilanzen belegen, dass auf den Weidemilch-Biohöfen deutlich weniger Treibhausgase pro Hektar emittiert werden als im konventionellen Durchschnitt. Das Management spielt dabei eine entscheidende Rolle – insbesondere die Tiergesundheit und die Langlebigkeit der Tiere. Weitere Potenziale zur Emissionsminderung sehen die Forscher in der Nutzung von Biogas-Anlagen und Agroforstsystemen. Der Einsatz von vor Ort erzeugtem Grundfutter verursacht zudem weniger Emissionen als der Transport von Kraftfuttermitteln.
Die Ergebnisse des Projekts werden nun mit weiteren 100 Milchlieferbetrieben der Upländer Bauernmolkerei geteilt, um klimafreundliche Praktiken auf möglichst vielen Höfen zu etablieren und so einen nachhaltigen Beitrag zur Ernährungssicherung in der Region zu leisten.