Kurze Wege, weniger Abbau von Inhaltsstoffen, weniger Verderb, weniger Schadstoffe, weniger Umweltbelastung - das sind doch gute Argumente.
Doch vor einiger Zeit fiel mir in der Werbung einer großen Supermarktkette ein als regional ausgelobtes Mineralwasser auf: Es kam aus einer gut 150 Kilometer entfernten Quelle.... Da schaut der kritische Kunde gleich nochmal nach: Beim zweiten Beispiel wurden die Wurstwaren eines der großen Fleischwerke der deutschen Supermarktriesen als regional ausgewiesen. Ach logisch: eines der Werke war im betreffenden Bundesland.
Oder: Beim Blick ins Bio-Regal fällt schon auf, welche weiten Wege diese teilweise hinter sich haben. Bio aus Übersee? Aus Ländern, deren Bio-Kriterien eher undurchsichtig sind?
Das zeigt: Oft dienen die Begriffe schlicht der besseren Vermarktung. Verkauft sich eben gut und besser. Denn Bio und regional stehen für die meisten Verbraucher nicht alleine, sondern auch für Umweltbewusstsein, Frische und moralische Standards.
Leider ist regionale Herkunft oft schwammig definiert und nicht immer korrekt auf dem Etikett ausgewiesen. Wirklich kontrollierte Regionalität bietet eigentlich fast nur das Regionalfenster-Siegel. Händler-eigene oder Länder-Siegel sind oft weniger streng, weil die Regeln ja „individuell“ festgelegt werden können.
Und nicht zu vergessen: Wer Äpfel im Frühsommer kauft, hat meist lange gelagerte Ware im Einkaufskorb. Saisonalität ist mindestens so wichtig wie Regionalität, weil außerhalb der Saison manche „regionale“ Produkte kaum noch nachhaltig sein können, besonders wenn lange gelagert, gekühlt oder begast werden muss.
Der Begriff „Bio“ garantiert zwar Umwelt- und Tierschutzstandards, sagt in der Regel aber nichts über Transportwege und dadurch entstehende Umweltbelastung aus.
Vieles ist also Marketing. Leider wird es jetzt anstrengend: Dem Käufer bleibt letztlich nur eines: kritisches Nachfragen und genaues Hinschauen bei jedem Einkauf. Und: Direkter Kontakt zum Erzeuger ist oft der ehrlichere Weg. Im Hofladen kann man eben vom Bauern selbst erzeugtes Obst und Gemüse kaufen - saisonal und regional, manchmal sogar bio. Von Südfrüchten oder Erdbeeren im Dezember sollte man aber auch hier die Finger lassen. Und natürlich haben auch hier die Brotaufstriche, Molkereiprodukte oder Wurstwaren teils lange Wege hinter sich.
Was könnte Kundin und Kunde also tun?
- Nach Regionalfenster-Siegel oder geprüften Landessiegeln Ausschau halten.
- Im (Bio-)Hofladen, Supermarkt oder auf dem Wochenmarkt gezielt nach Herkunft und Produktionsweise fragen.
- Wo möglich direkten Kontakt zum Produzenten suchen - Kartoffeln kann man auch direkt beim Bauern kaufen.
- Pauschale Werbeaussagen nicht blind vertrauen, sondern Herkunftsangaben auf dem Etikett oder Preisschild überprüfen.
- Bei Fleisch, Wurst und anderen Fleischprodukten ist es besonders schwierig: „Regional“ heißt hier nicht unbedingt, dass Tiere artgerecht gehalten wurden.
Das Gute an allem: Wer bewusst, aufmerksam und neugierig kauft und auch mal nachfragt, kann Regionalität und Bio kombinieren und so wahrscheinlich mit seinem Einkaufskorb einen wirklichen positiven Beitrag für die Umwelt und den Erhalt der lokalen Produktion leisten.


