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Ohne Boden kein Brot

„Ich habe gelernt, dass es ohne einen guten Boden kein gesundes Essen mehr gibt", Curd, 9 Jahre, Teilnehmer am Bodentag der Interessengemeinschaft für gesunde Lebensmittel e.V. (IG FÜR).

Mit einem eindringlichen Appell und Forderungskatalog an die hessische, nationale und europäische Politik endete am vergangenem Freitag das 17. IG FÜR-Symposium zum Thema "Gesunder Boden". Dieser ist nämlich der Schlüssel zu nachhaltiger, gesunder Ernährung.

Boden ist Lebensgrundlage – für die Ernährung, sauberes Wasser und stabile Ökosysteme. Doch er ist massiver denn je bedroht: Erosion, Flächenversiegelung und intensive Landwirtschaft gefährden Fruchtbarkeit und Artenvielfalt. Laut "Bodenatlas 2024" ist bereits mehr als ein Drittel der landwirtschaftlichen Böden in Deutschland geschädigt – mit Folgen für Erträge, Ernährungssicherheit und Gesundheit. 

Das lernten auch rund 60 Schulkinder einer Fuldaer Grundschule. Sie nahmen am parallel zum Symposium stattfindenden „Bodentag“ im Antonius, den Bioland-Betrieben in Fulda, teil. Dort erfuhren sie an praktischen Beispielen, wie vielfältig das Leben im Boden und wie wichtig ein gesunder Boden für Pflanzenwachstum und letztlich die eigene Ernährung ist.

„Das wichtigste Organ der Erde ist der Boden“, sagte Franz Rösl, Vorstand der Interessengemeinschaft Gesunder Boden e.V.. Nur bewusst sei das kaum jemandem.  „Wir verstehen nicht, dass der Boden ein lebendiger Organismus ist“. Nur gerade mal zwei Prozent des Bodenlebens sei überhaupt erst bekannt.  Und das auch erst seit 15 Jahren. Vorher wusste man so gut wie nichts - und machte sich auch kaum Gedanken darüber. Monokulturen und Übernutzung verhindern so die Erhaltung und  Regeneration der Böden. In Deutschland gehen jedes Jahr rund zehn Tonnen fruchtbarer Boden pro Hektar verloren – politisch bleibt das Thema dennoch unterrepräsentiert. 

Zahlreiche Studien belegen den Verlust landwirtschaftlicher Nutzflächen, die Auslaugung der Böden durch Monokulturen und intensive Nutzung sowie deren sinkende Regenerationsfähigkeit. Organisationen wie die IG Gesunder Boden, die Interessengemeinschaft  für gesunde Lebensmittel IGFür oder Umweltwissenschaftler schlagen daher Alarm.

Was geschieht konkret?

Böden verlieren zunehmend Nährstoffe und organische Substanz (Humus), versalzen oder versauern, werden mit Schadstoffen belastet und durch schwere Maschinen verdichtet. Hinzu kommen die Versiegelung großer Flächen. Der Verlust der biologischen Vielfalt im Boden folgt. Dann geht die Bodenfruchtbarkeit zurück, sie wird aber erst sichtbar, wenn Vegetation ausbleibt, Böden erodieren und Wüsten entstehen. Weltweit sei etwa ein Viertel der eisfreien Landfläche von menschengemachter Degradation betroffen, so der Bodenatlas. Auf landwirtschaftlich genutzten Flächen ist die Lage noch dramatischer: Über ein Drittel sei geschädigt - durch Düngung, Pflanzenschutz, intensive Nutzung.

„Alle unsere Lebensmittel kommen direkt oder indirekt aus dem Boden“, appelliert Franz Rösl an die Öffentlichkeit. Der Mensch bestehe zu 65 Prozent aus Wasser und 35 Prozent aus organischer Substanz - was letztlich aus dem Boden kommt. Und nach dem Tod auch wieder dorthin zurückkehrt.

Leben sei Zusammenhang und Symbiose - ein Kreislauf von Boden, Pflanze, Tier und Mensch. Dies werde aber unterbrochen und gestört durch Zwangsernährung (Düngung), Pestizide, Gülle, Zum Teil auch Bewässerung. Bodenverdichtung oder Versiegelung schaden ebenfalls enorm.

Rösl fordert das Wissen über diese Zusammenhänge zu fördern, den Boden als Organismus zu begreifen und achtsam  mit ihm umzugehen. Dazu müsse gezielt und sinnvoll gefördert werden und nicht Geld per Gießkanne verteilt werden, wie in der landwirtschaftlichen Förderung aktuell.

Obwohl diese Entwicklungen längst bekannt sind, hat der Bodenschutz – trotz der EU-Bodenstrategie im Rahmen des Green Deals – bislang keine herausragende Rolle in der politischen und gesellschaftlichen Debatte eingenommen. Im Gegenteil: Politische Entscheidungen fördern häufig industrielle Anbaumethoden und setzen auf ein „Weiter so“, frei von Regeln und Vorgaben, die dem Boden helfen könnten. Der neue Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer plädiert jedenfalls für „Freiräume statt Formulare“. Und auch der Deutsche Bauernverband sieht kaum Handlungsbedarf: „Gute landwirtschaftliche Praxis sichert die Bodenfruchtbarkeit“ heißt es dort.

Dass es auch anders geht, zeigt der Bodenfruchtbarkeits-Fonds der Bio-Stiftung Schweiz., die sich der Förderung umweltgerechten Landbaus und dem ökologischen Konsumverhalten verschrieben hat. Rund um den Bodensee arbeiten 28 Bauernhöfe aus der Schweiz, Deutschland, Österreich und Liechtenstein mit reduzierter Bodenbearbeitung (Verzicht auf Pflügen), Gründüngung, Zwischenfruchtbau und Mischkulturen. Dabei setzen sie organische Düngung, Kompostierung und Mulch ein. Vom Fonds werden sie dabei finanziell für diese Umweltleistung gezielt unterstützt (konkret 250 Euro/Hektar und Jahr für Saatgut, Maschinen und anderes).

„Der Zustand unseres Bodens ist in vielen Bereichen der sicht- und spürbare Ausdruck“ der Entgrenzung von Mensch und Boden“, sagt Mathias Forster, Geschäftsführer und Stiftungsrat der Schweizer Stiftung.

Es ist zu befürchten, dass die politische "Gleichgültigkeit" gegenüber dem Schutz des Bodens fatale Folgen hat. Allein in Deutschland soll die Landwirtschaft im Durchschnitt pro Jahr und Hektar etwa zehn Tonnen fruchtbaren Boden durch Erosion und Humusabbau verlieren, so die Naturschutzorganisation WWF.

Ein „degradierter“ (= Fachbegriff für die Verschlechterung der Bodenqualität und -funktion) Boden schwächt dann auch noch die natürlichen Abwehrkräfte der Pflanzen gegen Krankheiten und Schädlinge – sie können nicht mehr gesund wachsen. Die Folge: weniger nährstoffreiche Produkte, dafür belastet mit Rückständen wie z.B. Pestiziden. Die gesunde Ernährung gerät so in Gefahr.

Fatal: Immer mehr Pflanzenschutzmittel, immer mehr Düngemittel müssen eingesetzt werden, was nicht nur den Boden weiter strapaziert, sondern die Erzeugung und damit auch das "Endprodukt"  Lebensmittel verteuert. Der Verbraucher zahlt letztlich die Zeche.

Untätigkeit sei keine Option, sagt Georg Sedlmaier, Vorsitzender der „IG FÜR gesunde Lebensmittel“. Er war der Erste, der das Positionspapier des diesjährigen IGFür-Symposiums unterzeichnete. Viele Teilnehmer folgten. Hier wird festgehalten:

 

 

Kontakt:

Interessengemeinschaft für gesunde Lebensmittel e.V. – IG FÜR 

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